Immer wieder werden wir aus anderen Kommunen gefragt, wie ein Proberadeln funktioniert. Also haben wir die Grundlagen und unsere Gedanken dazu auf dieser Seite für euch aufgeschrieben:
Was ist ein Proberadeln?
Beim Proberadeln können Familien zu einem bestimmten Termin verschiedene Fahrradtypen ausprobieren, mit denen Kinder mitgenommen werden können. Das Angebot ist unabhängig von bestimmten Herstellern und Händlern so dass eine unabhängige Beratung möglich ist. Optional wird die Beratung auf ein gänzliches Leben ohne eigenes Auto erweitert (nicht Teil dieser Anleitung).

Wann, wo und wie oft sollte ein Proberadeln stattfinden?
- Ideal ist ein regelmäßiger Termin um Verlässlichkeit herzustellen, z.B. 1 Mal im Monat. Oft kommen die Leute nicht schon beim ersten Mal
- Uhrzeit: Bewährt hat sich der Spätnachmittag an einem Werktag, das ist ein guter Kompromiss, ggf. können beide Elternteile teilnehmen, auch für die Aktiven machbar. Am Wochenende wollen sich die Ehrenamtlichen weniger gerne dazu verpflichten, ein Proberadeln durchzuführen.
- Gut ist auch die Verbindung zu einer anderen, etablierten Veranstaltung, z.B. Basar, Flohmarkt, Kidical Mass
Benötigte Fahrräder und Zubehör
- (Kinder-)Anhänger
- Lastenrad
- Kindersitz
- ggf. normales Rad, an das Anhänger und Kindersitz montiert werden können
- ggf. Babysitz (Babyhängematte) für Anhänger und/oder Lastenrad
- je nach Zielgruppe Laufrad und Kinderrad

Material / Infrastruktur
- Beachflag
- Bistro-Tisch oder Camping-Tisch (falls das Proberadeln an verschiedenen Orten stattfinden sollte: am besten zusammenklappbar)
- Infomaterialien, z.B. Flyer & Broschüre: „Radfahren in der Schwangerschaft und mit Baby“
- Idealfall: Garage mit Platz davor für Probefahren und Infostände
- Newsletter-Liste
- Liste von Fahrradhändlern vor Ort, die Kinderzubehör führen
- Werkzeug (Inbusschlüssel in gängigen Größen, 15er Maulschlüssel für die Hinterradachse), Luftpumpe, Fahrradöl
- ggf. Haftungsausschluss
Was wollen die Familien wissen?
- Was ist besser, Lastenrad oder Anhänger oder doch ein Kindersitz?
Mögliche Antwort: Das kommt darauf an! Wenig Platz und wenig ausgeben wollen –> Kindersitz. Eltern teilen sich das Bringen und Abholen von/zum Kindergarten auf und wollen die Mitnahmemöglichkeit am Kindergarten während der Betreuungszeit stehen lassen –> Anhänger oder Kindersitz. Kleines Baby –> Anhänger. Viel laden müssen, etwas Cooles fahren wollen, sowieso ein neues Rad brauchen, die Kinder im Blick haben und mit ihnen quatschen wollen –> Lastenrad. - Worauf muss ich beim Anhängerkauf achten, was ist wichtig?
Mögliche Antwort: Federung vor allem wenn viel gefahren wird und Baby noch sehr klein ist. Verstellbare Sitze für die, die längere Strecken damit fahren. Zusammenklappbar sind fast alle. Mit Joggerrad, wenn es viel über Feld- und Waldwege geht. - Ab wann kann ich mein Baby mitnehmen?
Mögliche Antwort: Im Kindersitz, wenn es sicher sitzen kann (ab ca. 10 Monate). Im Anhänger mit Babysitz ab ca. 3 Monaten, bei vorsichtiger Fahrweise, einer stark liegenden Sitzposition, einer Federung und Freigabe durch den Hersteller auch ab ca. 4-6 Wochen möglich. Im Lastenrad je nach Lastenradtyp sehr unterschiedlich, mit Babysitz ab ca. 3 Monaten. - Was ist besser, das zwei- oder dreirädrige Lastenrad?
3 Räder sind leichter zu beladen bzw. es ist entspannter, anzuhalten. Ohne Beladung kann es in schnellen Kurven gefährlich werden. Mit 2 Rädern fährt es sich grundsätzlich leichter, d.h. fast wie ein normales Fahrrad.
Notwendiges Wissen und Erfahrungen
- Die Aktiven sind idealerweise selbst schon mit Kindern Rad gefahren
- Wissen über die Vor- und Nachteile der verschiedenen Mitnahmemöglichkeiten (Anhänger, Lastenrad, Kindersitz) und idealerweise zu einigen gängigen Modellen (z.B. dreirädriges / zweirädriges Lastenrad). Detaillierte Infos dazu gibt es in unserer Broschüre “Radfahren in der Schwangerschaft und mit Baby”.
- Keine Scheu vor Fahrradtechnik, um auch mal eine Anhängerkupplung anschrauben zu können

Wer kommt üblicherweise zu einem Proberadeln?
- Schwangere:
Hat sich noch nicht mit dem Thema Radfahren mit Baby beschäftigt, fährt eigentlich gerne Rad / ist eigentlich früher gerne Rad gefahren, hat sich schon mit Autokindersitzen beschäftigt, aber nicht an Radfahren gedacht, Partner ist skeptisch bzgl. Radfahren
(die gibts eher beim Proberadeln auf öffentlichen Plätzen) - Radel-Paar:
Fahren viel Rad und will selbstverständlich auch mit Kind radeln. Kommen manchmal schon in der Schwangerschft oder mit kleinem Baby. Haben sich schon vorher informiert, wissen aber nicht so richtig, was das richtige für sie ist, Anhänger oder Lastenrad, und wollen deshalb viel probieren und austesten.
(das ist die Hauptgruppe) - Anhänger-Interessierte
Sind sich eigentlich schon sicher, dass sie einen Anhänger kaufen wollen, haben vielleicht auch schon einen Favoriten, aber sind sich noch nicht ganz sicher. Wollen vor der Anschaffung noch Testmöglichkeiten haben, das Ding anfassen können, mal zusammenklappen, schieben, fahren, Kind reinsetzen… - Familie mit mehreren Kindern
Sind mit ersten Kind auch schon Rad gefahren, aber mit Kindersitz. Mit dem zweiten Kind muss jetzt auch das Baby mitgenommen werden können, daher schauen sie sich nach einer Alternative um. - Technik-Familie
Hat sich schon mega informiert, aber blickt vor lauter Vielfalt nicht mehr durch. Was ist wichtig, was nicht, was brauche ich, was nicht, “was ist denn jetzt die beste Lösung?!?”
(Sind ähnlich zu / Überschneidungen mit Anhänger-Interessierte) - Familie mit schon größeren Kindern
Kind kann immer noch nicht Fahrrad fahren / soll jetzt Radfahren lernen, die Gleichaltrigen könnens schon, was können wir tun?
(oft Familien mit Migrationsgeschichte und/oder Kinder mit schlechtem Kinderrad und Stützrädern. - und es sind zu rund drei Vierteln Frauen, die sich darum kümmern!